Im August und September, nach Kustavis hellen Nächten im Sommers, den "weißen Nächten", wie wir sie hier nennen, ist der Nachthimmel wieder dunkel genug, dass er seine Sternenpracht über uns ergießt. Dann ist es Zeit für unsere Stargazing Nights. Spät am Abend sitzen wir am Lagerfeuer und philosophieren über die Phänomene des nächtlichen Firmaments und wir staunen über die Schönheit der Welt.
"So viele Sterne habe ich noch niemals gesehen", hören wir unsere Gäste oft sagen.
Ein Sternenhimmel, wie du ihn nie mehr vergisst!
Nur etwa sechzig Kilometer von der dritt größten Metropolregion Finnlands, Turku, entfernt, liegt draußen im Meer die Gemeinde Kustavi mit nur ca. 970 Einwohnern. Damit ist Kustavi die kleinste Gemeinde Südwestfinnlands und belegt im Wettstreit, um die kleinste Gemeinde Finnlands, Platz drei. Kustavi erstreckt sich über etwa 2000 Schären, Klippen und Inseln und es wohnen gerade einmal 5,8 Einwohner pro Quadratkilometer. Rebecca, unsere Tochter Suvi und ich sind, was die Insel Vartsala angeht, schon mal drei davon. Diese dünnbesiedelte Landschaft, rund um unsere Eco Lodge, birgt einen Schatz, der sich in den dunkleren Monaten des Jahres offenbart: Abermillionen funkelnder Sterne. Die geringe Einwohnerdichte, fernab vom Festland, sorg für minimale Lichtverschmutzung und somit für dunkle Nächte voller Sternenpracht. Hinzu kommt die klare, saubere Luft, für die man Finnland, neben anderen Vorzügen, wenn es um Umwelt und Natur geht, weltweit schätzt. Wusstet ihr, dass ihr in Finnland die sauberste Luft in ganz Europa atmet? Das lässt sich unter anderem auf den Waldreichtum des Landes zurückführen. Die Bäume filtern unentwegt kleinste Partikel aus der uns umgebenden Atmosphäre und säubern so die Luft. Ein anderer Effekt der gesäuberten Luft ist übrigens, dass sie die Wärmestrahlung der Sonne, auf Grund ihrer Staubfreiheit, weniger streut. Auch bilden sich weniger Wolken. Beides führt dazu, dass sich das Land über die Jahre schneller erwärmt, als der Rest Europas. Im Jahresmittel hat Finnland die, auf der 21. UN-Klimakonferenz 2015 beschlossene, 1,5 - 2 Grad Grenze, im Mittel, mit 1,9 Grad, bereits erreicht. Aber das ist ein anderes Thema. Für unsere Stargazing Nights hingegen bedeutet die klare Luft einen ungestörten Blick in die Weiten des Weltalls.
Auf der Kalliokumpu Eco Lodge ist es sogar noch um einiges dunkler, als zum Beispiel auf der Hauptinsel, auf der sich der Kirchort Kustavis, mit seinen ca. 320 Einwohnern befindet. Die Leuchtkraft der Sterne ist über der Lodge besonders intensiv. In Deutschland ist solch ein Sternenhimmel nicht zu sehen! Vielleicht noch tief in den Alpen, hoch oben, auf einem einsamen Gipfel.
Auf dem Gelände der Lodge gibt es keine größeren Lichtquellen. Keine Laternen oder fest installierten Lampen. Lediglich das Licht unsere Inselhauses erleuchtet die Nacht rund um das Gebäude, aber das schalten wir zum Staunen, Träumen und Philosophieren einfach aus. Der Erhalt der natürlichen Dunkelheit, sowie Maßnahmen gegen Lichtverschmutzung bei uns auf dem Gelände, sind uns wichtig. Das Ergebnis könnt ihr sehen, wenn ihr im August ein paar Tage und Nächte ;-) mit uns auf der Lodge verbringt.
Die Nächte im August eignen sich auch für die Sternenfotografie.
Wir alle sind Wesen aus Sternenstaub
Wenn es Stargazingzeit wird auf der Kalliokumpu Eco Lodge, im August etwa gegen 23 Uhr, dann entzünden wir ein kleines Lagerfeuer, holen unser Sternenteleskop und zeigen euch den Nachthimmel über dem finnischen Schärenmeer. Prachtvoll funkelt es über unseren Köpfen. In einem großen Bogen zieht das Band der Milchstraße von einer Seite des Waldes zur anderen. Optimale Bedingungen zur Sternbeobachtung gibt es vor allem in der Zeit zwischen Neumond und Halbmond, aber auch wenn der Mond voller am Himmel steht, ist der spektakuläre Nachthimmel wunderschön und wird gekrönt durch Stille und Einsamkeit. Ab und zu ertönt der Ruf des Ziegenmelkers, einer Nachtschwalbe, die rund um die Lodge in den Kiefernhainen lebt. Wir sitzen gemeinsam am Lagerfeuer, trinken Tee oder Kakao und suchen nach Antworten auf große Fragen: Wie alt ist das Universum? Wo ist das Weltall zu ende? Sind wir alleine im Universum?
Besucht uns während einer unserer Sternbeobachtungs-Nächten im August und seid mit dabei, unter dem Sternenzelt, wenn wir gemeinsam staunen.
Letzten Sommer haben wir den Sternenhimmel nur mit unserem Fernglas beobachten können und Jupiter und drei seiner Monde bestaunt. Und allein der Blick auf den Mond eröffnet ein so wunderbar leuchtendes Panorama von Bergen, Tälern und Kratern, dass ich immer wieder glaube, ich könne es mit der Nasenspitze berühren, wenn ich mich nur ein kleines Stückchen höher strecke auf meinen Zehenspitzen. Und dann denke ich, dass die Atome, aus denen ich bestehe, alle samt von den Sternen stammen. Entstanden in ihrem Zentrum, irren sie nach dem Tod des Sternes durch Zeit und Raum, kreisen schließlich in den Erdböden und Ozeanen unseres Planeten und finden sich wieder in all den Lebewesen um mich herum und auch in mir. Ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass mich dies mit den Sternen verbindet.
Irgendwie sind wir doch alle einzigartige fremde Wesen, Außerirdische, geschaffen aus Sternenstaub!
Jupiter mit drei seiner Monde (Callisto, Ganymed, Europa)
Star Facts
1. Jeder Stern, den du am Nachthimmel siehst, ist größer und heller als unsere Sonne.
Nur eine Handvoll sehr schwacher Sterne haben ungefähr die gleiche Größe und Helligkeit wie unsere Sonne, und der Rest ist größer und heller.
2. In einer guten Nacht kannst du mindestens 20 Billiarden Meilen sehen,
Das entspricht der ungefähren Entfernung zum hellen Stern Deneb in Cygnus, dem Sternbild Schwan.
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